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PsychedELSI - Ethische, rechtliche und soziale Aspekte der psychedelischen Renaissance
Erste, noch vorläufige Studien mit psychedelischen Substanzen wie Psilocybin und MDMA deuten auf ihr Potential zur Behandlung von psychischen Erkrankungen hin. Derzeit laufen weltweit Untersuchungen - auch an der Charité - zu ihrem Einsatz im Rahmen von Behandlungen von Depressionen, Angst-, Sucht- und Zwangsstörungen. Sollten sich die in diese Substanzen gesetzten Hoffnungen erfüllen, ist mit ihrem Einsatz in der Psychiatrie zu rechnen. Eine Marktzulassung von MDMA in den USA wird im kommenden Jahr erwartet.
Diese Entwicklung wirft rechtliche, ethische, philosophische und soziale Fragen auf, die sich von denen anderer medizinischer Innovationen unterscheiden. Viele der Substanzen unterliegen internationaler Kontrolle sowie dem deutschen Betäubungsmittelgesetz und müssten vor ihrem therapeutishcen Einsatz umgestuft werden. Zugleich besteht bezüglich einiger dieser Substanzen eine vielschichtige Kulturgeschichte; sie wurden zu unterschiedlichen Zeiten zu verschiedenen Zwecken eingesetzt und werden dies noch heute. In der Europäischen Union besteht eine nicht geringe Prävalenz des nicht-medizinischen Gebrauches von MDMA als Ecstasy (rund 2% der 15-25–Jährigen in der EU nahmen dies im Jahre 2022 wenigstens einmal ein), mitunter mit tödlichen Folgen. Einige Potentiale und Risiken klassischer Psychedelika wie LSD und Psilocybin sind von Literaten wie Aldous Huxley bereits in den 50er Jahren beschrieben worden. Sie führen zu Bewusstseinsveränderungen, die als beeindruckend erlebt werden. So gab in einer wegweisenden Studie eine Mehrheit der Probanden an, dass das psychedelische Erlebnis mit Psilocybin zu einem der fünf wichtigsten Erlebnisse ihres Lebens zähle (Griffiths et al., 2006). Kritische Stimmen hingegen sehen hierin Halluzinationen oder tröstliche, aber trügerische Illusionen. Der epistemische Status dieser Erfahrungen dürfte sich auf medizin-ethische, soziale aber auch rechtliche Beurteilungen der sie hervorbringenden Substanzen auswirken.
Diese philosophischen, ethischen, rechtlichen und soziale Fragen der psychedelischen Renaissance untersucht das Projekt PsychedELSI, um Gesellschaft und Entscheidungsträger auf die kommenden Entwicklungen vorzubereiten. Unter Koordination der Charité (Dr. med. Dimitris Repantis) versammelt es Expertisen aus
- Anthropologie: Prof. Dr. Nicolas Langlitz; M.A. Minsu Yoo, The New School for Social Research, Psychedelic Humanities Lab, New York.
- Philosophie: Jun.-Prof. Dr. phil. Sascha Benjamin Fink, Universität Magdeburg,
Dr. phil. Chiara Caporuscio, OvGU Magdeburg/Charité Berlin - Psychiatrie und Psychotherapie: Dr. med. Dimitris Repantis; Dr. med. Astrid Gieselmann; Dr. sc. med. Christopher Poppe, Charité Berlin.
- Rechtswissenschaft: Dr. iur. Jan Christoph Bublitz, Universität Hamburg.
- Soziologie: Univ.-Prof. Dr. Torsten Voigt, RWTH Aachen.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit einer Projektlaufzeit von 2023 bis 2026 gefördert (01GP2214A-D).
Kontakt
Dr. Repantis
Veröffentlichungen
Bublitz/Langlitz/Repantis, Control side effects of the psychedelic renaissance. Nature 620, 277 (2023).
Langlitz, N. (2023). The making of a mushroom people: Toward a moral anthropology of psychedelics beyond hype and anti‐hype. Anthropology Today, 39(3), 10-12.