
AG Narration in der Psychiatrie
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Die Arbeitsgruppe "Narration in der Psychiatrie" widmet sich der epistemischen, therapeutischen, sozialen und kommunikativen Funktion von Erzählungen in der Psychiatrie. Sie erforscht drei Bereiche, in denen Erzählungen eine wichtige Funktion bei der Wissensbildung und klinischen Interaktion haben können.
- Zum einen geht es um Patientenerzählungen im interkulturellen Kontext. Untersucht werden sollen spezifisch kulturell geprägte Erzählweisen, Rückgriffe auf narrative Muster und biographische Konstruktionen sowie ihre kommunikative Funktion. Besonders in der Arzt-Patienten-Interaktion kann das Erkennen von Mustern helfen, die spezifisch kulturell geprägten Krankheitsauffassungen sowie ihre biographisch-individuelle Bedeutung für Patienten zu reflektieren.
- Das Augenmerk der Gruppe gilt zum anderen dem Erzählen, Schreiben und Lesen im therapeutischen Prozess sowie der Frage, ob und in welcher Weise Erzählungen Reflexionsmedien für psychiatrische Krankheits- und Selbsterfahrung sein können. Zentrale Postulate der Narrative Medicine sollen in diesem Zusammenhang diskutiert werden.
- Drittens befasst sich die Arbeitsgruppe mit psychiatrischen Fallgeschichten und psychiatriehistorischen Metaerzählungen in Lehrbüchern und anderen wissenschaftlichen Publikationen, die oft der Wissensvermittlung und Ausrichtung des Faches dienen. Sie stellt zur Diskussion, in welchem Maß Erzählungen mit spezifischen Ausrichtungen in Nosologie, Forschung und Therapie (psychotherapeutische, sozialpsychiatrische und pharmakologische Ausrichtungen) einhergehen.
Leitung
Forschungs- und Lehrtätigkeit im Rahmen der Stiftungs-Gastprofessur „Narration in der Psychiatrie“ (2020-2023), gefördert vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Mitarbeiterin
Dr. Olga Katharina Schwarz (Ruhr-Universität Bochum)
Publikationen
- Büchners Lenz. Geschichte eines Falls. Konstanz 2016.
- Krankheit schreiben. Aufzeichnungsverfahren in Medizin und Literatur. Göttingen 2013, (Hg. mit Carsten Zelle).
- Verrückte Sprache. Psychiater und Dichter in der Anstalt des 19. Jahrhunderts. Konstanz 2012.
- Typografie und Rhetorik des Faktischen. Darstellung von Worten in der Psychiatrie. In: Die Kürze der Fakten. Hg. v. Juliane Vogel. Deutsche Vierteljahreszeitschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 89 (2015), S. 323-335.
- Dementia praecox: Emil Kraepelins Lehrbuchfall. In: Casus. Von Hoffmanns Erzählungen bis Freuds Novellen. Eine Anthologie der Fachprosagattung ›Fallerzählung‹. Hg. v. Carsten Zelle. Hannover 2015 (= Bochumer Quellen und Forschungen zum 18. Jahrhundert, 7), S. 207-213.
- Einleitung: Aufzeichnen in Pathologie, Psychiatrie und Literatur. In: Krankheit schreiben. Aufzeichnungsverfahren in Medizin und Literatur. Hg. v. Yvonne Wübben und Carsten Zelle. Göttingen 2013, S. 13-19.
- Mikrotom der Klinik. Der Aufstieg des Lehrbuches in der Psychiatrie (um 1890). In: Krankheit schreiben. Aufzeichnungsverfahren in Medizin und Literatur. Hg. v. Yvonne Wübben und Carsten Zelle. Göttingen 2013, S. 107-133.
Veranstaltung
Literarisch-Medizinisches Kolloquium gemeinsam mit Prof. Dr. Tanja van Hoorn