
AG Chronische Depression
Die chronische Depression ist eine schwer beeinträchtigende psychische Störung, welche meist schon während der Kindheit durch traumatisierende Beziehungserfahrungen beginnt und aufgrund ihrer Therapieresistenz eine große Herausforderung darstellt. Die meisten chronisch depressiven Patienten berichten, dass sie sich schon seit vielen Jahren bzw. seit der Kindheit depressiv fühlen. In Deutschland leben derzeit schätzungsweise 1,2 Millionen chronisch depressive Menschen. Insgesamt können 25-30 % aller unipolaren Depressionen als chronisch eingestuft werden.
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AG Chronische Depression und CBASP-Therapieforschung
Die Symptomatik der chronischen Depression unterscheidet sich im Vergleich zu rein episodischen Verläufen v.a. durch:
- einen wiederholten Ausdruck von Hilflosigkeit und Elend
- ein submissives und überfordertes oder feindseliges und abwertendes Verhalten
- ein auffälliges Misstrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen
- eine nahezu unverrückbare Überzeugung, dass nichts getan werden kann, um die Depression unter Kontrolle zu bringen
- rigide und verfestigte Verhaltensmuster, die weder durch positive noch durch negative Ereignisse beeinflussbar zu sein scheinen
Patienten mit einer chronischen Depression berichten häufig von emotionaler Vernachlässigung, emotionalem Missbrauch, aber auch körperlichem Missbrauch und Vernachlässigung in ihrer Kindheit. Eine Folge ist der soziale Rückzug und das Aufbauen einer Art Mauer zwischen sich und der Umwelt. Aufgrund der ungünstigen, traumatisierenden Sozialisations- und Lernerfahrungen kommt es zur Entkopplung der Wahrnehmung von der Umwelt, was korrigierende positive Lernerfahrungen erschwert. Daher wiederholen sich im Leben chronisch Depressiver immer wieder schwierige Beziehungserfahrungen, durch die eine chronische zwischenmenschliche Ineffektivität und schließlich die resistente Hilflosigkeit bzw. die therapieresistente chronische Depression getriggert und aufrechterhalten wird.
Forschungsprojekte
Neben der klinischen Behandlung hat sich ebenfalls eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich der Erforschung des Krankheitsbildes der chronischen Depression als auch der Behandlung mit CBASP widmet. Die Forschungsprojekte erfolgen in enger Zusammenarbeit mit Frau Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier von der Universität Greifswald.
Aktuelle Forschungsprojekte:
- Evaluation des stationären CBASP-Programms im Langzeitverlauf
- Forschungsprojekt zu Empathiedefiziten von Patienten mit chronischer Depression im Vergleich zu Gesunden und Patienten mit episodischer Depression unter spezifischer emotionaler Aktivierung
- Einfluss von Persönlichkeitsstörungen auf das Behandlungsergebnis der CBASP-Behandlung
- Evaluation verschiedener Therapiebestandteile wie z.B. eines spezifischen interpersonellen Trainings
- Bedeutung einer Refresher-Behandlung für eine langfristige Response
- Implementierung einer Selbsthilfegruppe und Evaluation
- Forschungsprojekt "sequential approach": CBASP-Behandlung in Kombination mit verschiedenen biologischen Therapieverfahren
- Kosteneffektivität eines stationären Psychotherapieprogramms im Vergleich zur Standardbehandlung
- Infrarot-Wärmetherapie bei Depressionen
Kooperationspartnerin:
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier
Universität Greifswald
ChangePDD – Changing Persistent Depressive Disorder
Viele Depressionen sind gut behandelbar, allerdings zeigt etwa ein Drittel der Betroffenen einen chronischen Verlauf, bei dem depressive Symptome persistieren. Betroffene dieser "persistent depressive disorder (PDD)" oder "chronischen Depression" haben oft bereits mehrere Therapieversuche unternommen, die nicht ausreichend Wirkung gezeigt haben.
Das DFG-Projekt "Changing Persistent Depression Disorder" (ChangePDD) ist eine multizentrische Psychotherapiestudie, in der zwei Therapiemethoden zur Behandlung von chronischer Depression verglichen werden.
In der Studie geht es darum, die Wirksamkeit eines spezifisch für die Erkrankung entwickelten neueren Therapieverfahrens, dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP), mit einer bereits etablierten Psychotherapie, der Behavioral Activation (BA), zu vergleichen. Dabei soll die Frage beantwortet werden, welche der beiden therapeutischen Ansätze zur Behandlung der chronischen Depression wirkungsvoller ist. Sog. Moderatoranalysen werden darüber hinaus Aufschluss geben, ob Kindesmisshandlung in der Vorgeschichte sowie die BDNF-Methylierung einen Einfluss auf eine differentielle Wirksamkeit der Verfahren haben. Eine Follow-Up Untersuchung 48 Wochen nach Ende der Behandlung soll zudem Ergebnisse hinsichtlich der langfristigen Wirksamkeit beider Behandlungen liefern.
Die Therapiemethoden werden jeweils auf den Stationen 152a und 153 der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Charité Mitte angeboten:
- CBASP auf der Station 152a: neue Psychotherapie für die chronische Depression, integriert Strategien aus verschiedenen Psychotherapien, Schwerpunkt: Beziehungen
- BA auf der Station 153: bewährte Depressions-Psychotherapie, Variante der etablierten Kognitiven Verhaltenstherapie, Schwerpunkt: Verhaltensaktivierung
Die gesamte Therapie im Rahmen der Studie umfasst 5 Wochen stationäre Behandlung, 5 Wochen teil-stationäre Behandlung (Tagesklinik), 6 Wochen ambulante Behandlung (1 Gruppentherapie-Sitzung pro Woche, Dauer: 100 Minuten pro Sitzung) sowie eine Nachbefragung nach 12 Monaten.
Patientinnen und Patienten profitieren zudem von einer umfassenden psychiatrischen Diagnostik während der gesamten Studienteilnahme und der Einbindung in eine große wissenschaftliche Studie mit engmaschiger Betreuung durch geschultes Personal.
Interessierte Patientinnen und Patienten können teilnehmen, wenn sie an einer persistierenden depressiven Störung leiden, ausreichende Deutschkenntnisse besitzen, zwischen 18 und 75 Jahre alt sind, keine Bipolar I oder II Diagnose vorliegt, sie nicht akut suizidal sind und wenn sie innerhalb des vergangenen Jahres keine CBASP- oder BA-Therapie erhalten haben.
Die Prüfung der Einschlusskriterien für die Studienteilnahme erfolgt zunächst durch Beantwortung eines Anamnesefragebogens.
Für Fragen zum Inhalt und Ablauf der ChangePDD-Studie senden Sie gern eine E-Mail an Frau Susanne Heinrich (Studienkoordinatorin).
Weitere Informationen zum Inhalt und Ablauf der Studie erhalten Sie in unserem Studienflyer (in Arbeit).
CBASP
Das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) ist die erste störungsspezifische Psychotherapie für die Behandlung chronisch depressiver Patienten. CBASP wurde von James P. McCullough entwickelt und kombiniert als integrative Therapie kognitive, verhaltensorientierte, interpersonelle und psychodynamisch-analytische Strategien, um direkt an der spezifischen Psychopathologie chronisch depressiver Patienten anzusetzen. Im Wesentlichen basiert CBASP auf zwei Grundannahmen:
Ursachen:
Aufgrund häufig stattgefundener frühkindlicher Traumatisierung haben chronisch Depressive eine ausgeprägte Störung in der Umwelt-Interaktion ("interpersonelle Mauer")
In der Folge sind Patienten mit einer chronischen Depression häufig gekennzeichnet durch Monologisieren, prälogisches Denken, eine egozentrische Weltsicht, wenig Beeinflussbarkeit durch Rückmeldungen sowie ein ausgeprägtes Empathiedefizit.
Therapieziele:
Darauf basierend sollen in der CBASP-Behandlung folgende Therapieziele erreicht werden:
- Aufbrechen der erlernten Hilflosigkeit um Konsequenzen des eigenen Handelns wahrzunehmen
- Empathietraining
- Erlernen von sozialen Problemlösestrategien und deren Anwendung im Alltag
- Reduktion frühkindlicher Traumatisierungen und damit verbundener Verhaltensweisen durch korrigierende Beziehungserfahrungen
Seit 2012 wird auf der Station 152a der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie ein spezifisches stationäres Behandlungsprogramm für Patienten mit schwerer therapieresistenter Depression angeboten.
GRIPS- Gruppenintervention für Interpersonelle Skills
GRIPS- Gruppenintervention für Interpersonelle Skills
Das DFG-Projekt "Gruppenintervention für Interpersonelle Skills" (GRIPS) ist eine multizentrische Psychotherapiestudie, in der die Wirksamkeit und Durchführbarkeit des Kiesler-Kreis-Trainings, einer Gruppentherapie zur Verbesserung zwischenmenschlicher Fähigkeiten, bei Patientinnen und Patienten mit einer Depression oder Angststörung untersucht wird.
Es wird angenommen, dass zwischenmenschliche Probleme (z.B. Einsamkeit oder Konflikte) vor dem Hintergrund negativer Beziehungserfahrungen in der Vergangenheit entstanden sind und Einfluss auf die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen nehmen. Um diese zwischenmenschlichen Probleme zu verbessern, wurde das Kiesler-Kreis-Training (KKT) entwickelt. Die 12 wöchentlichen Gruppentherapiesitzungen des KKT thematisieren nach einem Einführungsmodul die vier Module nonverbale Kommunikation, verbale Kommunikation, Konflikttraining und Empathie.
Das KKT wird in Ergänzung zu einer laufenden kognitiv-verhaltenstherapeutischen Einzeltherapie (KVT) bei Patientinnen und Patienten mit einer Depression oder Angststörung untersucht. Die Hälfte der ambulanten Studienpatientinnen und -patienten erhält zusätzlich zur Einzeltherapie das Kiesler-Kreis-Training (Interventionsgruppe, KVT+KKT), während die andere Gruppe weiterhin nur Einzeltherapie erhält (Kontrollgruppe, KVT).
Interessierte Patientinnen und Patienten können teilnehmen, wenn sie an einer Angststörung oder depressiven Störung leiden, ausreichende Deutschkenntnisse besitzen, zwischen 19 und 70 Jahre alt sind und zwischenmenschliche Probleme aufweisen. Zudem sollte keine Borderline, antisoziale, schizoide oder schizotypische Persönlichkeitsstörung, kein aktiver Substanzmissbrauch sowie keine akute Suizidalität vorliegen. Alle teilnehmenden Patientinnen und Patienten müssen sich in einer laufenden ambulanten verhaltenstherapeutischen Behandlung am Institut für Integrative Psychotherapieausbildung Berlin (IPB) oder Zentrum für Psychologische Psychotherapie (ZPP) der Universität Greifswald befinden.
Für Fragen zum Inhalt und Ablauf der GRIPS-Studie senden Sie gerne eine Mail an Karen Ollrogge (Studienkoordinatorin).
Leitung

Professor für Psychotherapie in der Psychiatrie, Leiter AG Affektive Störung, Schwerpunkt: Therapieresistente und chronische Depression, wissenschaftlicher Mitarbeiter

Leiter FB Computational Neuroimaging, Leiter AG Visuelle Wahrnehmung
Mitarbeiterinnen

Stellvertretende leitende Psychologin und Psychotherapeutin, Station 152a, CBASP-Therapeutin und -Trainerin

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Psychologin Station 152a & 153

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Assistenzarzt