
Forschungsprojekte - AG Affektive Störungen
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Personalisierte Medizin und Pharmakotherapie bei therapieresistenter Depression
Depressionen gehören zu den bedeutendsten Volkskrankheiten – im Jahr 2030 vermutlich führende Volkskrankheit weltweit, gemessen in DALYs, disability adjusted life-years. Auch nach Einführung neuerer selektiver Medikamente und störungsspezifischer Psychotherapien gehen Depressionen zu einem beträchtlichen Teil komplizierten oder therapieresistenten Verläufen einher. Rund zwei Drittel der Patienten erreichen nach einer ersten Antidepressiva-Monotherapie nicht das Therapieziel Vollremission und bedürfen weiterführender Eskalationsmaßnahmen. Nach 2 adäquaten Versuchen ist immer noch ein gutes Drittel nicht genesen, nach 3 Versuchen immerhin noch 15%. Depressionen verursachen mehr Kosten für unser Gesundheitssystem als jede andere Volkskrankheit. Sie ist darüber hinaus ein Hauptrisikofaktor für Herzkreislauferkrankungen, Diabetes und Demenzen. Wir entwickeln und evaluieren systematische Therapiealgorithmen zur Vermeidung und Überwindung therapieresistenter Verläufe und zur Optimierung des Behandlungsergebnisses. Zudem untersuchen wir einzelne Strategien, z.B. die Lithiumaugmentation, auf Biomarker, die einen personalisierten Einsatz im Rahmen komplexer Behandlungspfade ermöglichen sollen. Die Identifizierung von Faktoren, die einen ungünstigen Krankheitsverlauf befördern, gehört ebenso zu den Schwerpunkten der Arbeitsgruppe. So etwa konnten wir, wie andere Arbeitsgruppen zeigen, dass Patienten mit ängstlicher Depression schlechter auf die angebotene Behandlung ansprechen.
(Leiter: Prof. Dr. med. Adli, Dr. med. Ricken)
Transgenerationale Effekte von mütterlicher Depression und Borderline-Störung auf kindliche Psychopathologie
Jeder Mensch hat seine eigene Lebensgeschichte. Unsere Vergangenheit hat Einfluss darauf, wie wir denken und fühlen. Und sie beeinflusst, wie wir mit unseren Kindern umgehen.
In einer multizentrischen Studie untersuchen wir, wie unsere Vergangenheit sich auf unseren Umgang mit unseren Kindern auswirkt. Besonders interessiert sind wir hierbei an Müttern, die verschiedene Formen von Belastung erlebt haben, z.B. einmal eine Depression gehabt haben, an einer Borderline-Störung leiden oder in ihrer Kindheit oder Jugend belastende Lebensereignisse erfahren haben.
Um ein möglichst vollständigen Eindruck von der Mutter-Kind Beziehung zu bekommen, untersuchen wir diese mit unterschiedlichen Methoden (z.B. Fragebogen, Interviews und funktioneller Bildgebung). In Verbindung mit diesem Forschungsprojekt bieten wir ein Beratungsangebot für Mütter mit Depression oder Borderline-Störung und ihre Kinder an, welches fachliche Unterstützung im Umgang mit dem eigenen Kind liefert.
Kontakt:
Tel. 030 - 450 566 070 (mit Anrufbeantworter), Email: ubica(at)charite.de
Perspektivwechsel: Mentalisierungsbasiertes Elterntraining
Kindesmissbrauch kann schwerwiegende Auswirkungen auf die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern haben. Oft werden Missbrauchserfahrungen der Eltern auf die eigenen Kinder übertragen. Daher erforschen wir eine Intervention, die sich an Eltern mit eigenen frühkindlichen Belastungserfahrungen und psychischen Störungen richtet. Die Studie wird zusammen mit der Universität Heidelberg durchgeführt. Die Intervention besteht in einem mentalisierungsbasierten Elterntraining. Dieses zielt darauf ab, die Fähigkeit der Eltern zu verbessern, eigene seelische Vorgänge und die anderer Menschen zu erfassen. Hierdurch sollen sich die Eltern besser in das Erleben der Kinder hineinversetzen und deren Verhalten interpretieren können. Das Programm besteht aus Einzel- und Gruppeninterventionen, die mit Unterstützung von Sozialarbeiterinnen und -arbeitern durchgeführt werden.
Die klinische Studie wird begleitet neuropsychologischen und neurobiologischen Untersuchungen, in denen wir mögliche Mediatoren der Wirkung der Intervention finden möchten.
Wir erwarten, dass das mentalisierungsbasierte Elterntraining elterliche Fürsorgehaltungen verbessert und dass dieser Effekt vermittelt wird durch eine Verbesserung von sozialen kognitiven Fähigkeiten der Eltern sowie von Eltern-Kind-Synchronie.
Reaktivität auf substanzbezogene und alternative Belohnungsreize und kognitive Kontrolle
Ein Bias für Substanz-bezogene Belohnungen zu Lasten alternativer Belohnungen wird als Schlüsselfaktor in der Entstehung und Aufrechterhaltung von Substanz-bezogenen Störungen betrachtet. Auf psychologischer Ebene ist dieser Bias durch vermehrtes Verlangen (Craving) nach der Substanz und vermindertes Verlangen nach alternativen Belohnungen charakterisiert. Auf neuraler Ebene spiegelt sich dieser Bias wider in einer Sensitivierung des mesokortikolimbischen Belohnungssystems (ventrales Striatum, medialer präfrontaler Kortex, Amygdala) gegenüber Substanz-bezogenen und eine Desensitisierung gegenüber alternativen Belohnungsreizen wider.
Ein anderer Schlüsselfaktor in der Entstehung und Aufrechterhaltung von Substanz-bezogenen Störungen ist verminderte kognitive Kontrolle. Auf neuraler Ebene ist verminderte kognitive Kontrolle repräsentiert in strukturellen und funktionellen Veränderungen des präfrontalen Kontrollnetzwerks, zu dem dorsolaterale, ventrolaterale und dorsomediale präfrontale Areale sowie das anteriore Cingulum gehören. Wir erwarten, dass kontrollierter Substanz-Konsum bzw. die Rückkehr zu einer Kontrolle des Substanzkonsums verbunden sein kann sowohl mit (1) einer Modifikation der Reaktivität auf Substanz-bezogene und alternative Belohnungsreize als auch mit (2) einer Verbesserung von kognitiver Kontrolle.
Mehrere Studien unserer Gruppe untersuchen psychologische und neurobiologische Korrelate von Belohnungsverarbeitung und kognitiver Kontrolle bei Personen mit Substanz-Konsum-Störung. Ein Schwerpunkt liegt dabei darauf zu untersuchen, wie neue nicht-pharmakologische Interventionen bei Substanz-Konsum-Störung beobachtete Veränderungen von Belohnungsverarbeitung und kognitiver Kontrolle modifizieren können.
Publikationen:
Stuke, Gutwinski S, Wiers C, Schmidt T, Gröpper S, Parnack J, Gawron C, Hindi Attar C, Sprengel S, Walter H, Heinz A & Bermpohl F (2016) To drink or not to drink: Harmful drinking is associated with hyperactivation of reward areas rather than hypoactivation of control areas in men. J Psychiatry Neurosci. 41(3):24-36
Wiers C, Kühn S, Javadi A, Korucuoglu O, Wiers R, Walter H, Gallinat J & Bermpohl F (2013) Automatic approach bias towards smoking cues is present in smokers but not in ex-smokers. Psychopharmacology 229(1):187-197
Wiers C, Shumay E, Volkow N, Frieling H, Kotsiari A, Lindenmeyer J, Walter H & Bermpohl F (2015a) Effects of depressive symptoms and peripheral DAT methylation on neural reactivity to alcohol cues in alcoholism. Transl Psychiatry 5:648
Wiers C, Stelzel C, Gladwin T, Park S, Pawelczack S, Gawron C, Stuke H, Heinz A, Wiers R, Rinck M, Lindenmeyer J, Walter H & Bermpohl (2015b) Effects of Cognitive Bias Modification Training on Neural Alcohol Cue Reactivity in Alcohol-Dependence. American Journal of Psychiatry 172(4):335-343
Wiers C, Volkow N, Shokri-Kojori E, Tomasi D, Wang G & Baler R (2017) Neurochemical and metabolic effects of acute and chronic alcohol in the human brain: Studies with positron emission tomography. Neuropharmacology 122:175-188
Infrarot-Wärmetherapie bei Depressionen
Es liegen erste Hinweise vor, dass die Wärmetherapie in einem sogenannten
Ganzkörperhyperthermiegerät antidepressive Effekte haben kann.
Wir möchten die Wirksamkeit einer einmaligen Hyperthermiebehandlung auf depressive Symptome
untersuchen.
Informationen zur Studienteilnahme
Kontakt:
Achtsamkeit verstehen
Das Konzept Achtsamkeit stammt ursprünglich aus dem Buddhismus und bedeutet so viel wie die nicht-wertende, offene Aufmerksamkeit oder Wahrnehmung von dem, was jetzt gerade passiert. Achtsamkeit hat viele positive Effekte auf die psychische und physische Gesundheit. Dennoch haben manche Menschen mehr Schwierigkeiten damit, achtsam zu sein als andere. In unseren Untersuchungen geht es uns darum herauszufinden, worin diese Schwierigkeiten liegen. Insbesondere konzentrieren wir uns auf Achtsamkeitsdefizite bei Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Menschen mit Suchterkrankung. Wir setzen verschiedene Methoden ein, um Aspekte von Achtsamkeit objektiv erfassen zu können; diese beinhalten Verhaltensuntersuchungen ebenso wie funktionelle Magnetresonanztomographie.
Empathie bei Depression - eine Verhaltensstudie
Empathie ist die Fähigkeit, sich teilnehmend in den mentalen und emotionalen Zustand eines Mitmenschen hineinzuversetzen. Sie bildet damit eine zentrale Voraussetzung für die menschliche Existenz als ein soziales Wesen. Unser Projekt hat das Ziel, Abweichungen oder Beeinträchtigungen der Empathiefähigkeit bei Patienten mit einer depressiven Episode zu identifizieren. Uns interessiert dabei insbesondere die Frage, ob diese Abweichungen oder Defizite der Empathiefähigkeit bei depressiven Patienten spezifisch sind und falls ja, wie spezifisch. Haben Depressive prinzipiell eine verminderte Empathiefähigkeit, weil während einer depressiven Episode ihre Fähigkeit Gefühle zu benennen vermindert ist? Oder haben Depressive vielleicht im Gegenteil eine besondere Fähigkeit sich in negative Emotionen hineinzuversetzen? Oder geraten sie dabei vielleicht unter außergewöhnlichen emphatischen Stress? Auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen führten wir eine umfassende Testung bestehend aus diagnostischen Fragebögen, Computer-Tests und psychologischen Fragebögen, durch. Mit unserem Projekt haben wir einen bisher kaum untersuchten Gesichtspunkt der Depression erforscht, der möglicherweise bei Entstehung und Aufrechterhaltung der Krankheit beteiligt ist. Dadurch kann diese Krankheit besser verstanden und behandelt werden. Die Datenerhebung ist abgeschlossen. Die Ergebnisse stehen vor der Veröffentlichung.
Kontakt: Christian Banzhaf
Forschungsambulanz Depression
Depressionen gehören weltweit zu den häufigsten Erkrankungen.
Die konsequente Behandlung der Depression kann zu einer vollständigen Heilung oder zumindest deutlichen Besserung der Symptome führen. Dennoch gibt es Patientinnen und Patienten, für die die aktuell zur Verfügung stehenden Medikamente und Therapiestrategien nicht ausreichend sind, weshalb die Entwicklung neuer Medikamente nach wie vor erforderlich und wichtig ist.
In der Forschungsambulanz Depression werden aktuell die Sicherheit und Wirksamkeit neuer Therapieansätze untersucht.
Wir betreuen momentan eine Studie mit folgendem Schwerpunkt:
Studie zu kognitiver Beeinträchtigung bei therapieresistenter Depression
ALIA-Studie (Antidepressant und Lithiumaugmentation)
Die ALIA-Studie ist eine pharmakogenetische Studie zur Responseprädiktion und Neurobiologie der Lithiumaugmentation bei unipolarer Depression. Untersucht wird, ob es genetische Varianten gibt, die zu besserem oder schlechterem Ansprechen auf eine Lithiumaugmentation führen. Als Lithiumaugmentation bezeichnet man die Zugabe von Lithiumsalzen zu einem Antidepressivum, das alleine nicht ausreichend wirksam gewesen ist. Die Wirksamkeit der Lithiumaugmentation bei therapieresistenter Depression ist sehr gut belegt und ein zugelassenes Behandlungsverfahren bei Depression. Ziel der Studie ist es genetische Marker zu identifizieren, die eine Vorhersagekraft für das Ansprechen auf die Lithiumaugmetation haben (sog. Response-Prädiktoren). Die Kenntnis solcher Faktoren könnte zukünftig in Therapieentscheidungen mit einbezogen werden und dazu beitragen die Therapie der Depression zu verbessern. Wir bieten Patienten, die nicht ausreichen auf die Therapie mit einem Antidepressivum angesprochen haben, und Interesse an der Teilnahme an dieser wissenschaftlichen Untersuchung haben, die Möglichkeit zur Behandlung in unserer Hochschulambulanz. Ein Vorgespräch kann unter 030 - 450 517 148 vereinbart werden.
Studienkoordination: Dr. med. Pichit Buspavanich
Studienleitung: Dr. med. Roland Ricken
Travel-Studie (Tranylcypromin versus Lithiumaugmentation)
Die Travel-Studie ist eine prospektive randomisierte Studie zur Wirksamkeit von Tranylcypromin im Vergleich zu Lithiumaugmentation bei therapieresistenter unipolarer Depression.
Studienkoordination: Dr. med. Pichit Buspavanich
Studienleitung: Dr. med. Roland Ricken
Früherkennung Bipolarer Erkrankung (BipoLife A1, BMBF)
BipoLife ist ein großes Forschungsnetzwerk, an welchem Universitätskliniken in ganz Deutschland teilnehmen und die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
Die Bipolife A1-Studie ist eine naturalistische Langzeitstudie zur Früherkennung bipolarer Störungen. Im Rahmen der Studie erfolgt eine ausführliche Diagnostik, welche von einem Arzt oder Psychologen mit Hilfe von Fragebögen und Interviews durchgeführt wird. Unser Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15-35 Jahren, die sich Sorgen machen, eine psychische Erkrankung zu entwickeln. Es liegt zudem ein Frühwarnzeichen zur Entwicklung einer bipolaren Störung vor oder ein naher Angehöriger hat bereits eine psychische Erkrankung. Zu den Frühwarnzeichen für bipolare Störungen gehören hierbei z.B. depressive Symptome, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen oder Störungen im Tag-/Nachtrhythmus.
Nach der ersten Diagnostik erfolgt ein umfassendes Rückmeldegespräch. Zudem beraten wir die Studienteilnehmer ggf. eingehend hinsichtlich möglicher Behandlungsoptionen und vermitteln bei Bedarf auch Therapieangebote. Im Anschluss begleiten wir die Teilnehmer über 2 Jahre hinweg. Es erfolgen insgesamt 4 weitere Gespräche (nach 6, 12, 18 und 24 Monaten) um den individuellen Verlauf der Symptomatik beurteilen zu können. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, an einer MRT-/EEG-Untersuchung teilzunehmen. Die Probanden erhalten eine Aufwandsentschädigung für die Studienteilnahme.
Natürlich geben wir Ihnen gerne nähere Informationen über die Studie. Sie erreichen uns dazu per E-Mail.
Flyer zum Beratungs- und Studienangebot zur Früherkennung bipolarer Störungen (BipoLife)
Kontakt: Dipl.-Psych. Antje Wietzke
Psychotherapie für jünge Menschen mit Bipolaren Störungen (BipoLife A2, BMBF)
BipoLife ist ein Forschungsnetzwerk, an dem Universitätskliniken in ganz Deutschland teilnehmen und welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.
Das Teilprojekt A2 richtet sich an junge Menschen im Alter von 18-35 Jahren mit einer Bipolaren Störung, die Interesse an Gruppenpsychotherapie haben. Im Rahmen der Studie vergleichen wir die Wirksamkeit eines speziell für Bipolare Störungen entwickelten Psychotherapieverfahrens mit einem etablierten unterstützenden, weniger strukturierten Psychotherapieverfahren. Beide Verfahren haben sich in Vorstudien bei der Behandlung von Bipolaren Störungen bereits bewährt und als erfolgreich erwiesen.
Nach einer ausführlichen diagnostischen Untersuchung in der die Eignung für die Studienteilnahme geprüft wird, absolvieren die Teilnehmer an insgesamt 4 Therapietagen (innerhalb von ca. 5 Monaten jeweils ein Samstag im Monat) in einer Gruppe von ca. 4-7 Teilnehmern eines der beiden Psychotherapieverfahren. Nach Abschluss der Therapie, sowie nach 12 und 18 Monaten werden die Teilnehmer zu weiteren Untersuchungen gebeten, um den Verlauf beurteilen zu können.
Mit der Studie wollen wir jungen Erwachsenen frühzeitig einen besseren Umgang mit der Bipolaren Erkrankung ermöglichen, erneuten depressiven oder manischen Episoden vorbeugen und die Wirkungsweise etablierter und neuer Psychotherapiemethoden untersuchen.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie uns bitte per E-Mail.
Flyer zur Psychotherapie der Bipolaren Störung in der Frühphase (BipoLife)
Kontakt: Dipl.-Psych. Antje Wietzke
Smartphone basiertes ambulantes Monitoring von Frühwarnsymptomen und therapeutische Intervention in der Langzeitbehandlung von Bipolaren Störung (BipoLife A3, BMBF)
BipoLife ist ein großes Forschungsnetzwerk, an welchem Universitätskliniken in ganz Deutschland teilnehmen und die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
Die Bipolife A3-Studie richtet sich an ambulante und stationäre Patienten ab 18 Jahren mit einer bipolaren Störung, die bereits mehrere Krankheitsepisoden erlebt haben und sich aktuell in einer manischen, hypomanen oder depressiven Episode befinden. Ziel der Studie ist es zu überprüfen, ob durch eine smartphone-basierte Intervention mit Echtzeit-Datenerfassung neue Episoden verhindert bzw. bereits im Prodromalstadium erkannt werden können.
Die Studienteilnehmer werden zunächst ambulant nach den Richtlinien zur Therapie von bipolaren Störungen psychiatrisch behandelt. Kann innerhalb von 6 Monaten ein dauerhafter stabiler Zustand erreicht werden, erfolgt eine Zuordnung zu einer von zwei verschiedenen Gruppen. In beiden Varianten erhalten die Probanden ein Smartphone, über welches verschiedene Informationen zum Schlaf, zu Kommunikations- und Aktivitätsmustern sowie aktuellen Beschwerden erhoben werden. Diese Informationen werden z.T. vom Teilnehmer selbst angegeben, z.T. automatisch erfasst. So werden beispielsweise die Anzahl der SMS und die Häufigkeit von Anrufen (nicht jedoch die Inhalte!) aufgezeichnet, um eine Aussage über die Aktivität treffen zu können. Die angegebenen Daten werden regelmäßig von einem unabhängigen Beobachter überprüft. In der einen Gruppe erfolgt zusätzlich bei Überschreitung einer individuell bestimmten Symptomschwelle eine automatische Benachrichtigung an den behandelnden Psychiater. Dieser kann sich dann mit dem Studienteilnehmer in Verbindung setzen, um mögliche Behandlungsoptionen zu besprechen.
Insgesamt werden die Studienteilnehmer 18 Monate lang begleitet. Es finden zudem kurze, regelmäßige diagnostische Termine zur Überprüfung der aktuellen Beschwerden statt.
Natürlich geben wir Ihnen gerne nähere Informationen über die Studie. Sie erreichen uns dazu per E-Mail.
Klinische Verlaufsdatenbank für bipolare Patienten
Um die Entstehung bipolarer affektiver Erkrankungen besser verstehen zu, dokumentieren wir den Langzeitverlauf bipolarer Erkrankungen zu wissenschaftlichen Zwecken in unserer Bipolar-Datenbank. Wir untersuchen Gene, die an der Entstehung bipolarer Erkrankungen oder an der Vermittlung von Wirkung/ Nebenwirkungen von Medikamenten beteiligt sind. Zudem interessieren wir uns für Persönlichkeits- und Temperamentseigenschaften, die im Zusammenhang mit bipolaren Störungen gehäuft auftreten.
Metakognitives Training bei Bipolaren Störungen
Menschen mit psychischen Störungen zeigen oft Denkstile, die akute Krankheitsphasen begünstigen oder aufrechterhalten. Diese Denkstile entstehen oft automatisch und unbewusst. Sie können unsere Gefühle und Verhalten sehr prägen. Für bipolare Menschen ist es charakteristisch, dass sich die Denkmuster ändern können - je nachdem, ob sie gerade manisch oder depressiv sind.
Im Rahmen einer Studie haben wir ein Gruppentraining entwickelt, in dem wir gemeinsam mit den Betroffenen eine Sensibilität für die jeweiligen Denkmuster erarbeiten möchten. Wir haben dabei bereits bestehende Gruppenprogramme, die vorrangig von Steffen Moritz´ Arbeitsgruppe am UKE in Hamburg etabliert wurden, um bipolar spezifische Inhalte und Elemente der Achtsamkeit erweitert. Bei dem sogenannten MKT (Meta (griech.): über; Kognition (lat.): Denken/Gedanken) geht es um das "Nachdenken über das Denken". Wir möchten damit ein Bewusstsein für die automatisch ablaufenden Denkstile schaffen und den Betroffenen so mehr Handlungsspielraum ermöglichen. Wir interessieren uns in der Studie dafür, inwieweit sich Lebenszufriedenheit, Funktionsniveau und Rückfallwahrscheinlichkeit durch das Training verändern und begleiten die TeilnehmerInnen bis zu ein Jahr nach Abschluss der letzten Sitzung.
Das Training besteht aus insgesamt acht Modulen und beinhaltet Themen wie Zuschreibungsstil, übertriebene Verallgemeinerung oder Perfektionismus. Mit einer Psychotherapeutin und insgesamt 8 bis 10 TeilnehmerInnen wird in 90 Minuten jeweils einmal wöchentlich ein Modul erarbeitet. Wir richten uns mit unserem Angebot an erwachsene Menschen mit einer bipolaren Störung, die aktuell stabil sind.
Wenn Sie Interesse am MKT haben, bitte schreiben Sie uns eine Email: bipolar(at)charite.de
Kognitive Verhaltenstherapie für Menschen mit hohem Risiko für Entwicklung der Bipolaren Störung (Early CBT)
In Deutschland leiden viele Millionen Menschen unter einer affektiven Erkrankung, d.h. sie haben Phasen mit gedrückter und manchmal auch gehobener Stimmung. Der Beginn liegt oft im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter. Angehörige eines psychisch erkrankten Menschen haben ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst eine psychische Störung zu entwickeln. Die oft späte Diagnose und Behandlung wirken sich negativ auf den Krankheitsverlauf und die Lebenswege der Betroffenen aus. Darum ist es von besonderer Bedeutung, diese Erkrankung möglichst früh zu diagnostizieren und zu behandeln.
Darum bieten wir im Rahmen einer Studie ein Gruppentraining als Frühprävention für affektive Erkrankungen. Die durch die DFG geförderte Studie erfolgt in Kooperation mit Früherkennungszentren in Dresden, Hamm, Bochum, Würzburg, Hamburg und Köln. Wir möchten untersuchen, inwieweit frühzeitige Behandlung die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von depressiven oder manischen Phasen im späteren Leben verringern kann. Dabei konzentrieren wir uns insbesondere darauf, wie sich das Funktionsvermögen im Alltag und die Stimmung verändern.
Die wöchentlichen Treffen finden in der Psychiatrischen Institutsambulanz der Charité Berlin in einer Gruppe von 3-5 TeilnehmerInnen statt und erstrecken sich über einen Zeitraum von 14 Wochen. Jedes Treffen dauert 90 Minuten und wird von einer Psychotherapeutin geleitet. Es werden aktuelle Anliegen und störungsrelevante Themen (z.B. Umgang mit Stress) besprochen und Raum für persönlichen Austausch geboten.
Wir richten uns mit diesem Angebot an junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, die zum einen unter Stimmungsschwankungen leiden und zum anderen einen Angehörigen haben, bei dem eine affektive Erkrankung (Depression, Manie, bipolare oder schizoaffektive Störung) diagnostiziert wurde.
Kontakt: Dipl.-Psych. Jana Fiebig
Untersuchung neurobiologischer Grundlagen emotionaler Verarbeitung bei Gesunden und Patienten mit affektiven Erkrankungen
Eine zentrale Frage der Emotions- und Persönlichkeitsforschung betrifft die Funktion von Hirnregionen, welche bei Emotionen, kognitiven Funktionen (z.B. Gedächtnis, Selbstreferenzialität), der Verarbeitung von Außenreizen, der Entwicklung und Kontrolle von emotional getriggerten Handlungsimpulsen und dem Umgang mit Belohnungen eine Rolle spielen. Störungen in diesen Prozessen nehmen vermutlich eine Schlüsselrolle in der Entstehung von affektiven Erkrankungen (z.B. Depression), Persönlichkeitsstörungen und Abhängigkeitserkrankungen ein.
Die von unserer Arbeitsgruppe verwendeten Methoden zur Untersuchung von Gehirnfunktionen sind unter anderem die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), die transkranielle Magnetstimulation (TMS) und die Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Hierbei werden gesunden und kranken Probanden emotional valente Reize wie zum Beispiel Fotos, Belohnungssignale, Musik oder Worte präsentiert. Die Probanden führen dazu spezielle Aufgaben aus, wie emotionale Bewertung oder Beurteilung der persönlichen Beteiligung. Abhängig von Stimulusmaterial und Aufgabe können wir spezialisierte Hirnregionen oder Netzwerke in ihrer Funktion bzw. Dysfunktion anregen und untersuchen.
Diese Studien dienen einerseits einem besseren Verständnis der Pathophysiologie affektiver Erkrankungen. Andererseits sollen bildgebende Verfahren dafür eingesetzt werden, Therapieverfahren zu individualisieren und Therapieerfolg vorauszusagen.
Wir verfolgen unter anderem die folgenden Fragestellungen:
- Wie werden Emotionen im Gehirn verarbeitet?
- Wie wird Aggression im Gehirn verarbeitet?
- Welchen Einfluss hat die Persönlichkeit auf die Verarbeitung von Emotionen?
- Welche Funktion kommt dem subjektiven (phänomenalen) Erleben von Emotionen zu?
- Wie lassen sich Emotionen durch Gedanken beeinflussen?
- Wie lassen sich emotionale Vorgänge von Gedächtnisvorgängen und von Selbstbezug (selbstreferenziellen Vorgängen) abgrenzen?
- Wie wirken sich Emotionen auf Entscheidungsfindung und Verhalten aus?
- Wie werden Achtsamkeit und Gedankenwandern im Gehirn verarbeitet?
- Welche Veränderungen zeigen Patienten mit Depression, bipolarer Störung, Borderline-Störung und Alkoholabhängigkeit bei den oben genannten emotionalen Vorgängen?
- Treten Veränderungen der Hirnfunktion bei Patienten mit affektiven Erkrankungen nur während akuter Episoden oder krankheitsüberdauernd auf? Zeigen Verwandte von Patienten mit affektiven Erkrankungen ähnliche Veränderungen wie Patienten?
- Wie lassen sich bildgebende Verfahren zur Verbesserung der Therapie psychischer Erkrankungen einsetzen? Erlauben sie eine Individualisierung der Therapie? Erlauben sie, den Erfolg einer Therapie vorauszusagen?
(Leiter: Prof. Dr. med. Felix Bermpohl)
Der Einfluss von Kindesmisshandlung auf die neuronalen und endokrinologischen Determinanten mütterlicher Fürsorge
Misshandlungserfahrungen in der Kindheit sind weit verbreitet und ziehen häufig verheerende kurz- und langfristige Folgen für die Gesundheit der Betroffenen nach sich. Zudem weisen Forschungsergebnisse deutlich darauf hin, dass die Folgen solcher negativen Kindheitserfahrungen auch noch die nächste Generation betreffen: auch die Kinder von Müttern, die in der eigenen Kindheit Misshandlungserfahrungen machen mussten, haben mit vermehrten gesundheitlichen und psychischen Beschwerden zu kämpfen. Gleichzeitig gelingt es vielen Frauen, die ungünstigen langfristigen Effekte ihrer eigenen sehr belastenden Erfahrungen auf ihre Kinder zu verhindern. Mit unserer Studie möchten wir dazu beitragen, diese Resilienz besser zu verstehen.
Um eine gute Mutter-Kind-Interaktion zu ermöglichen und die Entwicklung ihres Kindes zu unterstützen, benötigen Mütter Empathie – die Fähigkeit, die Gefühle anderer nachzuempfinden – und Theroy of Mind – die Fähigkeit, zu verstehen, was andere Menschen denken und tun möchten. Das Ziel unserer Studie ist es, zu untersuchen, ob hormonelle und neuronale Veränderungen als Folge von belastenden Umgebungsbedingungen, welche die Mutter in ihrer eigenen Kindheit erfahren hat, auch noch viel später im Leben diese wichtigen Aspekte von sozialer Informationsverarbeitung beeinflussen.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit zwischen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und dem Institut für Medizinische Psychologie durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Projektverantwortliche:
Prof. Dr. med. Felix Bermpohl felix.bermpohl(at)charite.de
Prof. Dr. Claudia Buß claudia.buss(at)charite.de
Dr. Kristina Meyer kristina.meyer(at)charite.de